Geschichte des Fusseltunings

Ganz ehrlich? Den Namen Fusseltuning haben wir uns nicht ausgedacht. Es ist eine Art Selbstironie. Fusseltuning stand in den 80/90ern für Billigtuning – und zwar für das ganz üble. Baumarkttuning würde man heute vielleicht dazu sagen.

Der Begriff taucht sogar in einem Werner Comic auf. Da fahren ein paar Popper mit einem Erdbeerkörbchen durch die Gegend mit Fusseltuning auf der Seite.

Ich fand den Begriff schon immer lustig und spielte damit. In den 90ern hatte ich auf meinem übel vermurksten Passat schon Fusseltuning auf den Flanken.

Mitte der 90er ging es bei mir mit dem Internet los. Damals waren wir Webschaffenden noch richtigen Nerds. Und als Internetdomains langsam bezahlbar wurden, fingen wir Nerds irgendwie alle an Domains zu sammeln – und siehe da, fusseltuning.de war noch frei.

Um das Jahr 2000 herum lernte ich über eine Kleinanzeige einen meiner früheren besten Freunde kennen, der mir in meinem Buckelvolvo ein Faltdach aus dem Käfer einschweißte. Der brachte mich zum Jägerkübel und motivierte und inspirierte mich, ihn immer extremer umzubauen. Er fuhr damals einen der ersten Volksrods in Deutschland, hatte schon seit den 80ern immer wieder hauptsächlich luftgekühlte VW umgebaut. Er war der erfahrenere Schrauber von uns beiden, ich hatte zwar auch seit meinem ersten Auto irgendwie immer an ihnen herumgeschraubt, die Änderungen bezogen sich aber mehr auf Reparaturen, Farben, Gimmicks etc. Ab da wurde es auch bei mir immer ein wenig extremer…

Schon bald traten wir auf Käfertreffen und anderen Altautoevents immer im Doppelpack auf. Irgendwann beschlossen wir, unser Werken „Fusseltuning“ zu nennen, die Domain war ja schon da. Und der Begriff Fusseltuning passte wie die Faust aufs Auge zum Lack meines Jägerkübels, in dem, dank billiger Fellwalzen, tausende Fusseln hängen geblieben sind.

Anfangs wurden wir – auch wegen dem Namen – teilweise belächelt…

Wir versuchten Fusseltuning als Stilrichtung im Käfertuning zu etablieren und ursprünglich stand es auch ausschließlich für Autos aus dem luftgekühlten VW Sektor.

2004 hatten wir unseren ersten Clubstand auf der Techno Classica, auf der wir ab da regelmäßig unsere neuen Projekte das erste Mal präsentierten.

Eigentlich waren wir nur zu zweit, ab und an haben wir zwar Mitglieder aufgenommen, die aber nie richtig einbezogen wurden. Und mein damaliger Freund gab dem Club auch einen Namen: DFT – Der Fussel Tuners. Das war eine Persiflage auf die Call Look Käfer Clubs, die sich nach Vorbild amerikanischer Clubs absichtlich grammatikalisch verkehrte Namen gegeben haben.

Ende 2004 startete dann der Fusselblog. Anfangs nur, um die Leute zu informieren, die Teile für das Projekt 5ender gespendet hatten, um die auf dem Laufenden zu halten. Die heutige Dimension und Reichweite des Fusselblog konnte damals noch keiner ahnen.

Fusseltuning wurde immer bekannter – und akzeptierter.

Wir schafften es auch mehrfach ins Fernsehen, unter anderem bei Auto Motor Sport TV (damals noch bei VOX) und im Sat1 Automagazin. Diverse unserer Fahrzeuge wurde von Zeitschriften abgelichtet.

Auf Fusseltuning.de hatten wir schon relativ früh ein Forum. Ein ganz einfaches Script, das kaum genutzt wurde. 2010 ersetzte ich das Script durch ein neues, zeitgemäßeres. Und das Forum expandierte plötzlich. Die Community Fusselforum war geboren, die sich anfangs hauptsächlich aus Lesern des Fusselblogs rekrutierte.

Inzwischen hat sich daraus ein Freundeskreis automobiler Individualisten gebildet. Ob jetzt einer nach der Definition des Fusseltunings schraubt, ist schon lange in den Hintergrund getreten. Die wichtigste Gemeinsamkeit unter den Usern: Wir akzeptieren, was der andere schraubt, ob das jetzt die Reste einer Letzhandkarre ist, oder ein vollrestaurierter Oldtimer. Wir machen ein jährliches Treffen und setzen die Tradition des Clubstands auf der Techno Classica fort.

Die „Chefetage“ von Fusseltuning ist inzwischen eine One Man Show, der DFT Geschichte. Aber die Geschichte des Fusseltunings geht weiter…